Vergleicht man Aussprüche aus verschiedenen Zeiten, so finden sich starke strukturelle Änlichkeiten: So spottete Marie Antoinette angeblich über die Hungernden "Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen." Heute hört man von diversen marktfreudigen Kapitalismusbefürwortern: "Wenn jemand Arbeitslos wird soll er doch einen anderen Job annehmen, umziehen oder sich einfach selbständig machen!"
Marie Antoinette verlor den Kopf, doch heute ist von einer Revolution wenig zu spüren. Warum ist das so? Haben wir die gewalttätige Vergangenheit hinter uns gelassen? Schrecken wir als Gesellschaft vor den Grausamkeiten und Wirren einer Revolution zurück?
Es gibt ein paar weitere Gründe: Zur Zeit der Französischen Revolution gab es mit dem Adel und dem Klerus klar definierte gesellschaftliche Gruppen, die zudem nicht "permeabel" waren, anders als heute, wo die Gewinner des Kapitalismus keine so klar abgegrenzte Gruppe darstellen, vielmehr gehen sie nahtlos in die Gruppe der Verlierer über. Zudem ist der "American Dream", dass ein jeder die Möglichkeit hat zur Gewinnergruppe zu gehören wenn er sich nur genuügend anstrengt weit verbreitet in der Welt; Obendrein wird durch allerlei Propaganda bei den Verlierern der Eindruck erweckt und verstärkt sie selbst sein Schuld an ihrer Misere. So stören die Arbeitslosen Verlierer des Kapitalismus die Gewinnschöpfung nicht, solange sie noch Hoffnung haben eines Tages durch eine Wiedereinstellung nochmal zur Gewinnergruppe oder wenigstens ins erträgliche Mittelfeld vorstoßen zu können, wenn aber ihre Hoffnung durch den langen Demütiguns- und Zermürbungsprozess der Arbeitslosigkeit verschwunden ist so wandern sie geradewegs in die Depression, unfähig zu koordinierter Aktion, es kommt also zu Selbstmorden und Amokläufen.
Kommentare bitte an kommentar@juergen-hannappel.de